Lestat de Lioncourt: Der letzte Kampf (Finale)
Die Stille nach Akashas Schrei war so tief, dass sie sich wie ein Echo in Lestats Knochen brannte. Die Luft in der Kammer fühlte sich leichter an – aber auch leerer.
Er hatte sie aus sich herausgerissen. Hatte sie verbannt. Doch war sie wirklich fort?
Lestat richtete sich langsam auf, sein Körper zitterte noch von der Gewalt der Auseinandersetzung. Marius stand schweigend da, sein Gesicht gezeichnet von Erleichterung und Müdigkeit. Armand hielt sich im Schatten, seine Augen waren auf Lestat gerichtet, wachsam und misstrauisch zugleich.
David trat vor, legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ist sie weg?“
Lestat spürte in sich hinein.
Das Brennen, die Präsenz, die immer in ihm gelauert hatte – war fort.
Nur eine kalte, dunkle Leere blieb zurück.
„Ja,“ sagte er schließlich, seine Stimme rau. „Ich habe sie verbannt.“
„Aber nicht vernichtet,“ warf Armand ein.
Lestat schnaubte. „Man kann einen Geist nicht töten, Armand. Aber ich habe sie dorthin geschickt, wo sie mich nicht mehr erreichen kann.“
Marius nickte langsam. „Dann ist es vorbei.“
Doch Lestat wusste, dass nichts je wirklich vorbei war.
Es würde immer Schatten geben, immer Geheimnisse und alte Kräfte, die in der Dunkelheit lauerten.
Aber für jetzt – für diesen Moment – hatte er gewonnen.
Die letzte Prüfung war bestanden.
Ein letzter Blick zurück
Draußen, unter dem endlosen Nachthimmel Ägyptens, atmete Lestat die trockene, warme Luft ein.
Die Sterne funkelten über ihm wie ein Versprechen auf eine Zukunft, die er sich erst noch erkämpfen musste.
Marius, Armand und David standen hinter ihm, schweigend, als wüssten sie, dass es hier nichts mehr zu sagen gab.
„Und was jetzt?“ fragte David schließlich.
Lestat lachte leise. „Das ist die große Frage, nicht wahr?“
Er wusste es selbst nicht.
Vielleicht würde er sich für eine Weile zurückziehen.
Vielleicht würde er wieder Musik machen, die Welt bereisen, neue Abenteuer suchen.
Oder vielleicht würde er endlich Frieden finden – so sehr er wusste, dass das nie wirklich zu ihm passen würde.
Lestat war ein Geschöpf der Nacht.
Er gehörte in die Dunkelheit – aber nicht, um sich ihr zu unterwerfen.
Sondern um sie zu beherrschen.
Er drehte sich zu den anderen um, ein schelmisches Lächeln auf den Lippen.
„Kommt schon, meine Freunde. Lasst uns sehen, was diese Welt uns noch zu bieten hat.“
Und mit diesen Worten verschwand Lestat in die Nacht – ein Schatten, ein Raunen im Wind, ein unsterblicher Vampir, der immer weiterziehen würde.
Bis ans Ende der Zeit.
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