Lestat de Lioncourt: Flammen der Rache (Teil 17)
Die Flammen züngelten bereits an den hölzernen Balken der alten Kirche, warfen tanzende Schatten an die steinernen Wände und hüllten den Raum in ein flackerndes, blutrotes Licht. Der Geruch von verbranntem Holz mischte sich mit dem metallischen Aroma des vergossenen Blutes.
Lestat stand regungslos inmitten des Feuers, seine goldenen Augen auf Marius gerichtet.
„Spielst du jetzt mit Feuer, alter Freund?“ fragte er mit spöttischem Unterton.
Marius lächelte kalt. „Ich spiele, um zu gewinnen.“
Armand hing immer noch in seinen Ketten, sein Körper geschwächt, doch seine dunklen Augen funkelten mit ungebrochenem Trotz. Die Hitze stieg schnell, und die Flammen krochen an den Bänken entlang, verschlangen sie wie gierige Bestien.
David tauchte aus den Schatten auf. „Lestat! Wir müssen hier raus!“
Doch Lestat bewegte sich nicht.
„Geh, wenn du willst, David.“ Seine Stimme war ruhig, gefährlich ruhig. „Ich habe hier noch etwas zu erledigen.“
Marius seufzte leise, als wäre er von Lestats Starrsinn nicht überrascht.
„Wenn du glaubst, dass du mich hier töten kannst, dann irrst du dich.“
Lestat grinste. „Das werden wir ja sehen.“
Er war schneller als der Blitz. Mit übermenschlicher Geschwindigkeit stürzte er sich auf Marius, und ihre Körper prallten mit einer Kraft aufeinander, die die Erde hätte erbeben lassen können.
Fäuste trafen auf unsterbliches Fleisch, Knochen knackten, und das Geräusch von reißendem Stoff vermischte sich mit dem unaufhörlichen Knistern der Flammen.
Marius war stark, aber Lestat war wilder.
Jahrhunderte voller Kämpfe hatten ihn geformt, hatten ihn zu etwas gemacht, das kein anderer Vampir ganz begreifen konnte – eine Naturgewalt, ein Dämon mit der Seele eines Rockstars.
Er stieß Marius mit einer einzigen gewaltigen Bewegung gegen eine bröckelnde Steinwand. Staub und Trümmer stoben auf. Marius wischte sich eine blutige Lippe ab und lachte leise.
„Du hast dich nicht verändert.“
Lestat trat näher, seine Stimme ein raues Flüstern. „Und du hast nicht gelernt, wann du verloren hast.“
Er packte Marius am Hals und drückte ihn gegen die Wand.
Doch dann, bevor er zuschlagen konnte, bewegte sich etwas in der Luft.
Ein neuer Schatten.
Und plötzlich wurde Lestat durch die Kirche geschleudert.
Die Rückkehr der Alten
Lestat landete hart auf dem steinernen Boden. Noch bevor er sich wieder aufrichten konnte, spürte er eine alte, mächtige Präsenz.
Er wusste, wer es war.
Maharet.
Die älteste von ihnen allen.
Eine Gestalt schälte sich aus den Schatten – eine große Frau mit leuchtenden roten Haaren und undurchdringlichen Augen. Sie wirkte weder wütend noch besorgt. Nur… entschlossen.
„Genug.“ Ihre Stimme war ein Echo in den Gedanken aller Anwesenden.
Marius richtete sich langsam auf, Blut rann aus einer Wunde an seiner Stirn.
Lestat knurrte. „Du hältst mich auf? Warum?“
Maharet sah ihn lange an. „Weil du es nicht bist, der entscheiden wird, wer von euch beiden überlebt.“
Lestat sprang auf die Füße. „Oh, wirklich?“
Maharet nickte. „Es gibt einen größeren Feind. Und wenn ihr weiterkämpft, werdet ihr ihn nicht kommen sehen.“
Die Flammen brannten weiter um sie herum, aber plötzlich fühlte sich die Luft schwerer an.
Lestat spürte es.
Etwas Dunkleres lauerte am Rande dieser Nacht.
Er blickte zu Marius. Sein alter Widersacher schien es auch zu spüren.
Ein Moment der Stille.
Ein unausgesprochenes Verständnis.
Dann ließ Lestat Marius los.
Ein neues Schicksal?
Die Flammen hatten fast die gesamte Kirche verschlungen, als Maharet sich umwandte und in die Nacht verschwand.
Marius sah Lestat an.
„Waffenstillstand?“ fragte er ruhig.
Lestat schnaubte. „Nur vorübergehend.“
David, der das gesamte Chaos aus sicherer Entfernung beobachtet hatte, trat zögerlich näher. „Und was jetzt?“
Lestat blickte in die Dunkelheit hinaus.
Er konnte es spüren.
Ein alter Feind. Ein größeres Übel.
Etwas, das selbst ihn zittern ließ.
Er grinste.
„Jetzt fängt der Spaß erst richtig an.“
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