Lestat de Lioncourt: Die Schatten der Unsterblichkeit (Teil 11)
Die Nacht pulsierte mit unheilvoller Energie.
Lestat stand noch immer auf dem Dach in Rom, sein Blick auf die Dunkelheit gerichtet, die sich jenseits der Stadt erstreckte. Doch in seinem Inneren brodelte es. Seine neue Macht – sie war nicht einfach nur eine Weiterentwicklung dessen, was er einst war. Sie war anders. Tiefer. Eine Veränderung, die ihn an den Rand von etwas zog, das selbst er nicht vollständig verstand.
David trat vorsichtig näher. Er war ein Gelehrter, ein Mann, der in seiner Zeit als sterblicher Forscher gelernt hatte, das Unerklärliche zu hinterfragen. Doch jetzt… jetzt hatte er keine Worte.
„Ich kann es spüren, Lestat. Du bist nicht mehr… nur ein Vampir.“
Lestat schmunzelte. „Und doch schlägt mein Herz noch mit dem Feuer der Unsterblichkeit.“
„Aber was bedeutet das?“ David runzelte die Stirn. „Was bist du geworden?“
Lestat ließ seinen Blick über die Stadt gleiten. „Ich denke, ich bin eine neue Möglichkeit. Ein Schritt, den niemand zuvor gemacht hat. Weder Akasha noch Amel. Weder Dämon noch Gott.“
David seufzte. „Und was wirst du tun?“
Lestat grinste. „Sehen, wer mich aufhalten will.“
Die Erwachten sammeln sich
Weit entfernt, in den Katakomben von Paris, trat eine Gestalt aus der Dunkelheit.
Ihr Körper war knochig und uralt, ihre Haut grau wie Asche. Ihr Name war Marius – einst ein Lehrer, einst ein Wächter. Doch jetzt war er nur noch ein Schatten seiner selbst.
„Er ist zurück“, murmelte er, seine Stimme ein Kratzen aus Jahrhunderten der Stille.
Hinter ihm regten sich weitere Wesen. Alte Vampire, deren Namen Legenden waren. Maharet. Khayman. Even Armand, der einst an Lestats Seite stand, spürte die Erschütterung.
„Wenn er das ist, was wir fürchten… dann müssen wir ihn aufhalten.“
Maharets rote Augen funkelten im Dunkeln. „Oder wir werden von ihm verschlungen.“
Lestats Entscheidung
Lestat wusste, dass sie ihn suchten.
Er konnte ihre Gedanken hören – ihre Ängste, ihre Pläne.
„Sie kommen“, sagte David leise.
Lestat drehte sich zu ihm um. „Natürlich tun sie das. Die Alten haben nie gewusst, wann es Zeit ist, sich zu ändern.“
David musterte ihn. „Und was wirst du tun?“
Lestat lächelte. „Ich werde ihnen zeigen, dass ich keine Bedrohung bin.“
Dann verzog sich sein Grinsen zu etwas Düsterem.
„Es sei denn, sie zwingen mich dazu.“
Er war bereit.
Und die Nacht gehörte ihm.
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